OBJEKT
Bei dem zu begutachtenden Objekt handelt es sich um ein landwirtschaftliches
Wohnhaus in 35066 Rödenau
Hier: Stichprobenhafte Untersuchung der vorgefundenen Bausubstanz, Kaufberatung
AUFTRAGGEBER
Frau Dr. Monika Güttinger Dr. Vahle Str. 24 35066 Frankenberg
UNTERSUCHUNGSMETHODE
Die Untersuchung erfolgte visuell. Es wurden einige Handwerkzeuge zur
Klopfprobe und zur Spanabhebung benutzt. Latthammer , Stecheisen und
Klopfholz
Untersuchungsergebnisse
vom Ortstermin 30-10-1998
Allgemeines
Der Frankenberger Ortsteil Rödenau ist durch seine ursprüngliche
Ansiedlung landwirtschaftlicher Bauten und Gehöfte stark geprägt.
Das von uns gemeinsam besichtigte Grundstück Muschelweg 17 liegt
am Rande des gewachsenen Dorfkerns in nord- südlicher Ausrichtung.
Es handelt sich um ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen mit einem
Wohnhaus, ca. 200 Jahre alt, in Ost-Westausrichtung im oberen Teil des
Grundstücks gelegen.
Nach Norden, an der östlichen Giebelseite des Wohnhauses schließt
sich ein Zwischenbau, die Kochküche, unmittelbar an. Das Flachdach
des Zwischenbaus hat einen nicht mehr intakten Wandanschluss zum aufgehenden
Fachwerk des Wohnhauses. Weiter nach Norden, ebenfalls an der östlichen
Grundstücksseite erstreckt sich das Scheunengebäude, ca. um
die Jahrhundertwende erstellt. Es ist in nord- südlicher Ausrichtung
bis an die nördliche Grundstücksgrenze gebaut. Dort hat die
Scheune eine gemeinsame Ziegelwand mit dem Nachbargebäude.
Das Wohnhaus erweist sich in einem optisch guten Zustand. Das Fachwerk
der Außenwände ist rundherum aus Eichenholz verzimmert. Die
lokalen Schäden werden anschließend beschrieben. Die Innenwände,
soweit sichtbar, sind ebenfalls aus Eichenholz verzimmert.
Lediglich die Unterzüge sind aus Nadelholz - hier Kiefer verarbeitet.
Das großzügig angelegte Treppenhaus, zweiläufig mit
Podest, lässt sich bequem begehen. Der hölzerne Dachstuhl
Eichenholz - ist als Kehlbalkendach konzipiert. Fuß- und Firstpunkte
der Dachsparren sind in einwandfreiem Zustand, ich konnte keine Beschädigungen
am Tragwerk erkennen. Die Dacheindeckung in Tonziegeln ist zur Nordseite
älteren Datums als die gegenüberliegende Seite, es sind aber
keine Mängel der Wasserläufigkeit fest zu stellen.
Befunde
Südliche Fachwerkaußenwand
Wohnhaus EG- Grundschwelle ist an der West- und Ostseite durch Wassereinwirkung
- nicht ablaufendes Wasser des Sandsteinsockels- streckenweise stark
angemulmt. Die spanabhebende Untersuchung ergab, das der gesamte Splintanteil
aufgelöst ist, jedoch das harte Kernholz tragfähig erscheint.
OG
Bei der letzten Farbgebung der Fassade sind einige Fehlstellen im Holz
mit nicht geeignetem Material verschlossen worden, z.B. Mörtel,
Silikon, Malerspachtel.
So sind an den Schmuckfiguren des Fachwerks bei der nächsten Farbgebung
kraftschlüssige Ausspänungen einzuarbeiten, vorstehende Asteinschlüsse
beizustechen.
Nördliche
Fachwerkwand
EG- Wandanschluss - Zwischenbau der Kochküche
Hier ist der Eckpfosten nicht mehr tragfähig, d.h. der durch Wassereinwirkung
zerstörte Teil muss bis auf gesundes, tragfähiges Holz zurück
geschnitten werden und mit gleicher Holzart - Eiche ersetzt werden.
Es ist für Abhilfe zu sorgen. Die Dacheindeckung ist zu erneuern
und der Wandanschluss fachgerecht mit einer Kappleiste zu versehen.
Die oberflächenversiegelnde Aufpflasterung mit Gehwegplatten, die
z. Zt. bis an den Sandsteinsockel herangeführt ist, empfehle ich
zurück zu nehmen und durch gut wasserdurchlässiges Material,
z.B. Blumenbeete zu ersetzen. So kann das ständig anfallende Spritzwasser
vom Gebäude ferngehalten werden. Die Dachrinne ist ebenfalls überarbeitungswürdig.
Der gesamte östliche Giebel ist mit Eternitplättchen beplankt.
Da es keine schadhaften Fehlstellen gibt, lässt sich auch keine
gesicherte Aussage über den Zustand der darunter befindlichen Fachwerkkonstruktion
machen. Die Beplankung ist aus den 60er Jahren und asbesthaltig. Es
sind keine Verformungen sichtbar, das Sockelmauerwerk steht parallel
zur Beplankung.
Giebelseite
nach Westen
Hier ist eine provisorische Überdachung zwischen Wohnhaus und angrenzender
Bebauung hergestellt. Soweit einsichtig, ist die Giebelwand mit Naturschiefer
in deutscher Deckung beplankt, jedoch mit vielen Fehlstellen. Die Fachwerkkonstruktion
ist in einwandfreiem Zustand.
Innenbereich
Das ebenerdige Kellergeschoss ist mit ca. 1.95 m lichte Kellerhöhe
normal hoch. Das I. und 2. OG sind hingegen mit ca. 2,35 m lichte Raumhöhe
für ein Fachwerkbau aus dieser Epoche auffallend hoch.
Das Treppenhaus mit Kern an der Nordseite gelegen, wird jeweils von
einer Bundwand abgeteilt. Der ebenerdige Eingangsbereich zur Nordseite
hat bei starker Bewitterung Probleme mit dem anfallendem Wasser. Es
gibt keine Türschwelle, die äußere Aufpflasterung ist
auf gleichem Niveau mit den Fliesen des Innenraums.
Durch nicht ausreichende Drainage und unmittelbare Nähe zum Sandsteinsockel
ist der Antritt der Stockwerkstreppe durch Feuchteschäden bereits
stark angemulmt.
Die Achse der östlichen Bundwand, an der auch der noch gebrauchsfähige
Kamin steht, hat jeweils Verformungen zu den Traufwänden. Die Fundamente
unter den mittleren Bundpfosten sind über die Jahre möglicherweise
abgesackt. Dieses "Absacken" lässt sich bis unter die
Dachsparren verfolgen: die Auffütterung zwischen Dachlatte und
Sparren ist in diesem Bereich am größten. Brüche in
den Konstruktionshölzern der Außenwände sind aber nicht
zu erkennen gewesen.
Unterzüge
1. und 2. OG im Zimmer nach Osten
Die Unterzüge sind aus Nadelholz, ca. 20 x 22 cm stark und spannen
von der östlichen Giebelwand ca. 4,50m frei bis zur Bundwand. Die
ursprünglichen Trennwände unter den Unterzügen der ehemals
3 Räume sind entfernt worden. Auf diese Art ist ein Raum je Etage
über die gesamte Tiefe des Hauses entstanden. Im 2. OG ist der
Unterzug wegen der zu großen Spannweite bereits angebrochen. Wenn
die ehemals vorh. Stützen in beiden Etagen wieder eingebaut werden,
könnte der Unterzug ohne weitere Maßnahmen gehalten werden.
Scheunengebäude
Das Scheunengebäude hat ein in massiver Bauweise erstelltes Erdgeschoß.
Hier waren die Tiere untergebracht, als letztes Milchkühe. Das
Obergeschoss diente als Fruchtlagerstätte. In dieser Etage sind
sämtliche Außenwände als Fachwerk in üblicher Bauart
erstellt. Das Dachgeschoss ist ohne weitere Decken bis unter den First
offen. Die gesamte Konstruktion ist aus Nadelholz erstellt. Schäden
sind nicht aufgefallen, allerdings wurde hier die Substanz keiner genaueren
Untersuchung unterzogen.
Es wurden nur stichprobenartige Klopf- und Beilproben erstellt. Die
Dacheindeckung ist dicht, Holzschädlinge tierischer oder pflanzlicher
Art sind nicht erkennbar gewesen.
Der Vollständigkeit
halber möchte ich noch das Garagengebäude am südlichen
Grundstücksende erwähnen. Da dies aber nur von geringer Bedeutung
für eine Kaufentscheidung ist, verzichte ich auf eine nähere
Beschreibung.
Dies sind
die von mir erkannten Schäden am Objekt Muschelweg 17 in Rödenau.
Aufgestellt:
Ch. Wächter